Montag, 15. Februar 2016
Netball in Township
Eeendlich kann ich euch über das Projekt im Township berichten!!
Seit einer Woche ist nämlich Athletics vorbei, letztes Wochenende war Sportfest. Die Eltern haben sich mal wieder übertroffen, die armen Kinder..
Beim Sprint standen die Eltern auf der Ziellinie und die Kinder sind ihnen in die Arme gehüpft. Die Kinder wurden teilweise so unter Druck gesetzt, dass sie geheult haben, weil sie nicht den ersten Platz erreicht haben :(
Hier mal ein Bild, wie die Weitsprunganlage hier in Namibia ausschaut:

Absprung und Sand sind genau 2,04m voneinander entfernt. Höhepunkt waren die 9-jährigen Mädels. Der Abstand ist wie gesagt über 2m groß und nun stellt euch mal vor, wie viele diese Weite gesprungen sind. Diejenigen, die es geschafft haben wurden zwischen den Sprüngen noch von ihren Eltern gedrillt, so dass auch der letzte Spaß vorbei war.
Lustigerweise tragen die Kinder hier keine Schuhe bei Leichtathletik, sondern machen den Sport entweder barfuß oder mit Tape um die Füße. Ein Kind hat schon geheult, weil das Tape so fest um den Fuß gebunden war, aber die Mutter hatte kein Erbarmen, das Kind muss ja nur noch einmal rennen.
Es ist echt schade, wie das abgelaufen ist. Die Kinder könnten so viel Spaß haben, ich würde das ganze unter Ausschluss der Eltern stattfinden lassen.
Es ist auch sehr schön organisiert, da die komplette Schule in drei Gruppen eingeteilt ist und die Schüler müssen sich gegenseitig anfeuern, da am Ende jedes Team in verschiedenen Kategorien bewertet wird. Natürlich in den verschiedenen Disziplinen, aber auch wer sich am besten anfeuert. Dadurch haben selbst die 1.Klässler mit den 12.Klässlern zu tun und halten zusammen.


So, aber nun zum Township, da Athletics nun endlich abgeschlossen ist, habe ich endlich Zeit, jeden Montag und Mittwoch zu den Kids ins Township zu fahren und mit ihnen eineinhalb Stunden Netball zu spielen. :)))
Townships sind von der Stadt abgegrenzte Gebiete, in denen die sehr armen Menschen in Wellblechhütten wohnen.
Darauf hab ich mich in Deutschland schon total gefreut und war deshalb etwas traurig, dass ich das nicht von Anfang an machen konnte.
Also konnte ich meine jahrelange Korbballerfahrung auspacken, denn von der Spielweise hat es gewisse Ähnlichkeiten.
Von den Mädels hab ich mir die Regeln erklären lassen:
- mit dem Ball in der Hand darf man nicht laufen
- höchtens einmal dopsen
- in den Kreis um den Korb dürfen nur zwei Spielerinnen mit ihren Gegnern
Das ist das Spielfeld:

Das war schon das wichtigste. Die genauen Regeln werden mir nach und nach klar, wobei sich diese auch ständig verändern, je nachdem wer gerade den Ball in der Hand hatte oder einen Fehler gemacht hat :)
Also hab ich mich in Wikipedia erst mal schlau gemacht, ich fand es nämlich auch etwas komisch, dass das komplette Spiel eigentlich nur von den zwei Spielerinnen jeder Mannschaft gemacht wird, die die Kreise betreten dürfen.
In Wirklichkeit ist es so, dass jede Spielerin eine andere Funktion hat und dementsprechend nur in gewissen Teilen des Spielfelds sein und agieren darf. Zum Beispiel gibt es Verteidiger und Angreifer. Die Verteidiger dürfen in ihrer eigenen Hälfte den Kreis betreten, die Angreifer in der gegnerischen Hälfte. Diese Regel wollte ich den Mädels als erstes beibringen. Ich hab mir schon zahlreiche Diskussionen vorgestellt, bis diese Regel durchgesetzt wird, da die Mädels über alles stundenlang diskutieren, aber überraschenderweise haben sie es sofort akzeptiert, worauf ich schon ein bisschen stolz war.
Ich weiß nämlich nun, wie es ist, auf der Trainerseite gegenüber einer Horde von Mädels zu stehen, die immer das genaue Gegenteil von dem machen wollen, was der Trainer angibt. Nicht immer einfach :)

.. und die Mädels sind so ein verrückter Haufen: temperamentvoll und laut, diskutieren über jede Kleinigkeit lautstark, sie zeigen zwischendrin mal ihre Dancemoves und wenn ein Korb geworfen wird, dann feiern sie sich richtig und ziehen ihre Show ab, indem sie gespielt eingebildet über das Feld stolzieren.
Das ist manchmal ein bisschen anstrengend, aber umso witziger ist es einfach. Sie haben einfach eine andere Umgangsweise untereinander, der Umgangston ist viel schroffer. Das bin ich ihnen schon ein bisschen am abgewöhnen. Wenn ein neues Mädel dazukommt, dann wird erst mal rumgemeckert, dass die doch gar nicht spielen kann und keiner will sie im Team. Also treffen sich wieder alle in der Mitte und ich halte ihnen einen kurze Standpauke, dass wir uns über jeden freuen, der neu dazukommt und dass wir EIN Team sind...

Wenn sie mir mal wieder zu viel diskutieren, schnappe ich mir den Ball und laufe einfach weg. Das dauert zwar ein bisschen, bis sie es dann merken, aber das wirkt immer. Dann kommen sie immer angerannt und rufen "Miss, Miss, don't go!" und wenn es immer noch jemand nicht mitbekommen hat: "The Miss was taking the ball and she wanted to go and you are still discussing!"
Dann sind sie wieder superlieb und umarmen mich alle, dass ich doch da bleiben soll.
Die Mädels würden am liebsten eineinhalb Stunden lang nur Netball spielen, doch es ist ja auch seehr wichtig, zu üben! Also zeige ich ihnen, wie man am besten auf den Korb wirft, wir üben das verteidigen, denn eigentlich stehen sie immer nur daneben, wenn einer versucht, auf den Korb zu werfen. Mittlerweile finden sie auch langsam Gefallen an meinen Übungen.
Das wichtige an diesem Pojekt ist aber, dass sie lernen, sich an Regeln zu halten und vor allem lernen sie den richtigen Umgang miteinander. Sie müssen im Team zusammenspielen, sich gegenseitig respektieren und vor allem nicht nur auf sich selbst schauen!
Ich bin schon immer ein bisschen stolz, wenn es mal wieder eine kleine Regeldiskussion gibt und schließlich ein Mädchen sagt, dass die anderen den Ball bekomme, weil sie den Fehler gemacht hat. Es ist manchmal sehr anstrengend, aber es freut mich echt, wie schnell die Mädels lernen.
Es sind jedes Mal um die zehn Mädels im Alter von ca. 10-12 Jahren da. Zwei andere Swakopmunder Praktikantinnen spielen mit den kleineren Kindern.



Wenn man sich ein Praktikum in Afrika vorstellt, denkt man immer, dass man in eine arme Gegend kommt und von den kleinen farbigen Kindern freudestrahlend in Empfang genommen wird und ihnen tausend tolle Sachen beibringen kann und sie so dankbar sind. So ist es aber eigentlich an keiner der Schulen. Jeder hat hier und da seine Probleme und hat mit etwas anderen zu kämpfen.
Deshalb ist das Prokekt im Township für mich der perfekte Ausgleich zur Schule. Ich bin zwar jedes Mal nach der Schule platt und würde am liebsten nur rumliegen, aber ich bin immer wieder froh, dass ich imch doch noch aufraffe, um ins Township zu fahren. Wenn ich ankomme, kommen einem schon viele Kinder strahlend entgegen, umarmen einen und freuen sich, dass ich wieder da bin. Das tut richtig gut und danach bin ich einfach glücklich.




In der Schule läuft das meiste auch sehr gut. Ich hab schon einige Tests geschrieben. Meine 5.Klassen haben alle super abgeschnitten, das sind meine Streberklassen, die alle superbrav sind und das erste Jahr Deutsch lernen.
Meine Problemklasse ist die 6.Klasse, das ist immer pures Chaos. Einen Schüler habe ich in der Klasse, der hat mich nach ein paar Stunden gefragt, was er machen muss, damit er den Deutsch-Unterricht nicht mehr besuchen muss. Schon nach der ersten Stunde, in der ich mit ihm aneinandergeraten bin, haben mir ein paar Mädels gesagt, dass ich mir keine Gedanken machen muss, denn er hat einfach keine Lust auf Deutsch. In allen anderen Fächern ist er brav, nur Deutsch mag er einfach nicht. Mittlerweile habe ich aber festgestellt, dass alle Lehrer Probleme mit ihm haben, er muss des öfteren die Pause auf einem Stuhl vor dem Lehrerzimmer verbringen.
Letztens hat er mir auch erzählt, dass seine Mama gestern Ärger mit ihm hatte und ihm deshalb sein Iphone weggenommen hat. Er war dann so sauer auf sie, dass letztendlich seine Mama ein schlechtes Gewissen bekommen hat. Also hat er sein Iphone zurückgekriegt, zusammen mit 200 Dollar (umgerechnet ca 12 Euro), von denen er sich Süßigkeiten kaufen soll, damit er nicht mehr sauer auf sie ist...
Außerdem hat er mir letztens gesagt, dass seine Eltern nun zum Direktor gehen werden, weil er lieber von einem Privatlehrer in Deutsch unterrichtet werden will. In der ganzen Klasse geht es ihm einfach zu schnell und es ist nicht auf seinem Niveau.
Solche Probleme hat man an einer Privatschule :)
Aber da ich mich mit ihnen nur für eine gewisse Zeit rumärgern muss, versuche ich über alles zu lachen.

Die Kinder sind halt auch einfach immer mega witzig. In der sechsten sollten sie letztens einen kurzen Text über ihre Klasse schreiben: Anzahl der Kinder, Jungen, Mädchen und einen weiblichen und einen männlichen Freund in der Klasse benennen.
Ein Mädchen fragt mich, was sie machen soll, wenn sie keinen Jungen in der Klasse mag.
Ich frage sie, ob es denn gar keinen gibt, den sie ein bisschen mag.
Sie sagt nein, ich will keinen Freund, Männer sind einfach so doof. Sobald man dann mit ihnen verheiratet ist, sitzen sie nur auf der Couch rum, schauen fern und trinken.
Wegen dieser Erklärung musste sie dann keinen männlichen Freund hinschreiben :))


meine Schule mit Pausenhof

Hier noch ein paar Bilder von dem schönen Örtchen Swakopmund..






...und wir haben eine megageile Quad-Tour durch die Wüste gemacht! Wir sind zwei Stunden die Dünen hoch und runter gedüst, das war so gut!!!





Ich hoffe, auf den nächsten Beitrag müsst ihr nicht zu lange warten!!
Aber ich will ja auch immer ganz schön schreiben, deswegen brauch ich dazu immer einige Zeit :))

Ich fände es auch cool, wenn die Seite ein bisschen schöner gestaltet wäre, der ganze Text und die Bilder in der Mitte geschrieben wären und pipapo, aber leider checke ich das grade nicht. Ich hoffe, ihr lest es trotzdem gerne :))

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