Montag, 25. Januar 2016
Hallo, ich heiße Miss Christine...


Die Schule läuft nun schon seit zwei Wochen und es ist einiges zu tun! Nach der Schule komm ich platt nach Hause, so dass ich eigentlich nur noch rumliegen oder am Strand in der Sonne chillen will. Also habe ich erst heute mal wieder Lust, euch etwas zu berichten!

Ich bin in einer Privatschule in Swakopmund, was mich am Anfang etwas traurig gemacht hat. Am ersten Schultag sind wir in die Schule gekommen, haben ein eigenes Klassenzimmer zur Verfügung gestellt bekommen und zwei riesen Kartons mit allem möglichen Schulzeugs in die Hand gedrückt bekommen. In Deutschland ist so etwas natürlich ein Traum, doch eigentlich wollte ich ja Afrika pur erleben, so dass es einige Zeit gebraucht hat, bis ich mich darauf eingestellt habe.
Zudem war es am Anfang noch ein riesen Chaos mit dem Stundenplan. Statt an die Primary (1.-7.) sollte ich zu Beginn an die Secondary (ab 8.Klasse), die in einem anderen Schulgebäude ist und nur selten in der Primary unterrichten. Ich hatte schon eine riesen Angst, dass mir langweilig wird und ich nichts zu tun habe, da das nur eine Klasse mit 5 Schülern und 5 Deutschstunden in der Woche wäre. Doch am ersten Schultag der Schüler stand ich dann bereit für den ersten Tag vor unserer Wohnung, um abgeholt zu werden. Schade, kommt keiner! Der Direktor hat sich Nachts doch noch überlegt, ich solle an die Primary School, hat aber leider von mir die falsche Nummer gehabt, so dass seine SMS nicht ankam..
Aber ich bin ja flexibel, also doch wieder Primary School! Dort haben Jule, die andere Deutschlehrerin an meiner Schule und Mitbewohnerin, sofort unsere Stunden aufgeteilt und ich war mit ca 10 Wochenstunden mit jeweils 35 Minuten ganz zufrieden, so hätte ich alles in der Schule vorbereiten können und meinen Nachmittag selbst planen können.
Doch nach den ersten Stunden mit den Schülern haben wir festgestellt, dass es in jeder Klasse ein paar Kinder gibt, die mit ihren Eltern daheim Deutsch sprechen. Für die ist es dann natürlich nicht so interessant mit "Hallo, mein Name ist Miss Christine. Wie heißt du?" anzufangen. Also bin ich mittlerweile bei 20 Stunden in 9 verschiedenen Klassen (Klasse 4-7) und wir fördern zusätzlich noch die 1.-3.Klässler Deutsch-Muttersprachler. In den beiden siebten Klassen unterrichte ich gleichzeitig ein paar Muttersprachler und ein paar Deutschanfänger, die neu an die Schule gekommen sind. Das ist immer so stressig, dass ich mich dann immer zu den Deutschanfängern hinsetze, ihnen ihre Aufgaben schnell in Deutsch erklären will und ich mich dann wundere, dass sie mich wie ein Auto anglotzen. In der siebten stand ich auch schon einmal und habe super Unterricht vorbereitet. Ich komm ins Klassenzimmer, nachdem ich an dem Tag mindestens zehn verschiedene Blätter kopiert habe und will den Schülern meine super Arbeitsblätter aus meinem riesen Chaos präsentieren und sie sind leider weg. Ich habe die Schüler, die schon grinsend auf ihren Plätzen saßen gesagt, sie sollen sich bitte nochmal kurz unterhalten und habe weitergesucht. Leider sind sie nicht aufgetaucht, weil ich Dummi sie im letzten Klassenzimmer habe liegen lassen..
Hauptsache, ich hatte am Anfang noch Angst, dass ich nichts zu tun hatte :)

Das schwierigste ist zur Zeit, bei den vielen Klassen den Überblick zu behalten, was ich mit wem gemacht habe. Aber eigentlich ist es eh jedem egal, was wir so machen, Lehrplan gibt es auch keinen. So kann ich mal ein paar tolle Sachen, die sich im Studium so super angehört haben ausprobieren :))

In unserem Klassenzimmer schaut es derzeit auch noch aus wie im Gefängnis. Graue Wände, nichts klebt an den Wänden, Tafel gibt es leider auch nicht und der Strom fällt sofort aus, wenn jemand mal wieder den Kopierer im Lehrerzimmer verwendet. Da müssen wir Grundschultussis wohl mal kreativ werden und ein bisschen basteln, damit wir uns wohlfühlen. :)))

Ich hab ja am Anfang geschrieben, dass mir die ersten Tage an der Schule etwas schwer gefallen sind, doch sobald man dann die Kinder vor sich hat, ist es einfach toll und man weiß, wofür man das alles macht!
Wenn zum Beispiel ein 5.Klässler zu mir kommt und sagt "Miss Christine, you are looking beautiful today", dann ist der Tag doch gerettet :)
Nach meiner Stunde gehen die Schüler aus dem Klassenzimmer und sagen "Deutsch ist lekka"! In Namibia ist nämlich alles lekka, was man toll findet!
Und die Schüler kommen nach der Stunde zu einem hin, drücken ihren Kopf an mich, so dass ich mir denke, was will der denn jetzt von mir.. aber eigentlich wollen sie uns einfach umarmen, was hier zwischen Lehrer und Schüler ganz normal ist und einfach gut tut!

Und es ist einfach immer so witzig mit den Schülern!!
Nachdem wir die Zahlen durchgenommen haben, wollte ich mit den Schülern noch eine Runde Bingo spielen, wozu wir einfach ein Blockblatt brauchen. Also habe ich die Schüler gefragt, ob sie einen Block haben. Da sagen sie nein, wir haben keinen. Dann frag ich nochmal, ob sie wirklich keinen Block haben, woraufhin eine einen Block rausholt und sagt: Ja, wir haben einen, aber das ist unser Block für Englisch. Ich sage ihr also, dass wir uns da doch ein Blatt rausnehmen können. Nein, sagen die Schüler, das glauben wir nicht, dass wir da einen nehmen können das ist ja unser Englisch-Block. Also musste ich sie dazu überreden, dass sie ausnahmsweise mal ein Blatt aus ihrem Englisch-Block nehmen und ihnen hoch und heilig versprechen, dass ich es niemandem erzähle!!

Und wenn ich Pausenaufsicht habe, sitze ich auf einem Podest und verteile Klokarten an die Schüler, die mal schnell ins Schulgebäude wollen und kann die Schüler beobachten. Das ist einfach so spannend :))) Ein paar Jungs haben zur Zeit einen riesen Spaß daran, alte Rollerreifen als Pfurzkissen zu verwenden. Also hauen sie sich mit vollem Karacho auf den Reifen und haben den größten Spaß ihres Lebens und ich freu mich gleich mit, hihi :))

Mit den Eltern haben wir hier auch schon unsere Erfahrungen gemacht...
Ich habe ja schon erzählt, dass es hier viele Muttersprachler gibt, die wir natürlich extra unterrichten wollen. Doch diese Chance, dass ihr Kind von Deutschen in einer Kleingruppe unterrichtet wird, wollen nicht alle Eltern wahrnehmen. "Mein Kind ist einfach ein faules Kind, im fortgeschrittenen Deutsch-Unterricht hat es einfach zu viel zu tun, deshalb soll es in die Anfängerklasse, da kann es ja dann schon alles!" "Mein Kind ist jetzt in der 5.Klasse und ich finde es einfach sehr wichtig, dass es nur gute Noten hat, deshalb soll es nicht speziell gefördert werden!"
Herzlichen Glückwunsch zu dieser Meinung!!

Heute sind wir zudem in die Whats App-Gruppe der Klasse 5E hinzugefügt worden. Eine Gruppe, in der die Eltern nachfragen können, was ihre Kinder heute als Hausaufgabe auf haben.. Ich hab gleich mal mein Profilbild geändert, so dass ich nicht mehr mit Grimasse bei meiner Abschiedsfeier zu sehen bin :)

Zudem haben die Eltern hier anscheinend die Macht über alles. Ein Vater eines Muttersprachlerkindes hat sich beschwert, dass sein Kind nur 2 Wochenstunden Deutsch hat, was viel zu wenig ist. Zack wird der komplette Stundenplan geändert und die drei Muttersprachler haben nun vier Stunden Deutsch in der Woche, Sport muss dafür ausfallen, ist ja nicht so wichtig!

Sportunterricht ist hier auch ziemlich witzig, da wird die ganze Zeit nur Fangen gespielt. Um Leichtathletik zu trainieren werden wir dann am Nachmittag zum Sportplatz gerufen und wir müssen den Kindern zum Beispiel Weitsprung beibringen. Der Absprung ist 1,5 Meter vom Sand entfernt und da lassen wir die kleinen Erstklässler-Minis springen. Die können des ja schon super, keine Sorge! Einen Rechen, um den Sand wieder zusammenzuschieben gibt es auch nicht, und da die Kinder selbst entscheiden können, ob sie Schuhe anziehen wollen oder nicht gab es schon die ersten Verletzten, die sich am Boden die Füße aufgeschlitzt haben. Die Sportlehrer stehen währenddessen zusammen und unterhalten sich und gönnen sich ein Käffchen!

Am Anfang hatte ich ja Angst, dass es mir hier zu deutsch und geplant zugeht, doch da brauch ich mir keine Sorgen mehr zu machen. Ich bin mittendrin im Chaos :)))

So, jetzt hab ich so viel über die Schule berichtet und noch gar nichts über das schöne Städtchen Swakopmund erzählt. Aber ehrlich gesagt haben wir uns noch nicht so viel angeschaut hier, wir müssen einfach das megagute Wetter genießen und am Strand chillen und uns ins erfrischende Wasser stürzen. Ich muss einfach mal mehr Bilder machen, die ich euch zeigen kann! Ich genieße zur Zeit einfach und schau es mir selbst an :) Aber bald wird das Wetter wahrscheinlich eh schlechter und ich muss mir eine andere Beschäftigung suchen.

Da hab ich aber auch keine Sorge, dass mir langweilig wird. Man kann hier total günstig essen gehen.. 300g Steak (z.B.Zebra, Kudu oder Oryx) kosten hier nicht mal zehn Euro und es ist einfach megaaaa lecker!
Und demnächst muss ich mal dem Brauhaus hier einen Besuch abstatten :)

Zum Schluss werdet ihr noch mit ein paar Bildern belohnt, nachdem ihr euch sooo einen langen Text durchgelesen habt! Morgen Abend wollen wir mal in die Wüste, die hier direkt an Swakopmund und das Meer angrenzt...


Franzi, ich und Jule auf der Jetty, eine Steg in Swakop. Das Wetter schaut da schrecklich aus, so bewölkt ist es eigentlich fast jeden Morgen. Mittags reißt der Himmel dann auf und es ist strahlender Sonnenschein






..man beachte die schöne knallige Mülltonne mittendrin, aber ich finde den Blick vom Meer aus auf die Stadt mit Palmen und Leuchtturm einfach so schön :)))

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Samstag, 16. Januar 2016
Servuuuus!
Soooo, nun sind die ersten zwei Wochen von mir in Namibia fast vorbei und ich schaffe es endlich mal, was hier reinzuschreiben :)

Willkommen zu



Bis zum Abflug war es noch ein großes Stück Arbeit. Ich wollte mich von allen meinen Lieben verabschieden. Das fing an an der megaguten Abschiedsfeier, da wurden ein paar erste Tränen verdrückt, an .. die Bilder der Einmalkamera haben es leider nicht mehr rechtzeitig bis zu Abflug geschafft :(
Über Weihnachten und Silvester hatte ich dann noch eine richtig schöne Zeit mit meinem Alex und meiner Familie und hab alle Schweinfurter Freunde nochmal gesehen.

Dann kam der 4.Januar, Tag des Abflugs, Koffer war leider noch nicht gepackt. Mein Papa hat mir am Morgen gesagt, dass er nicht glaubt, dass ich es noch schaffe, aber zum Glück geht der Flieger ja erst um 20:10 und das Schneechaos auf den Straßen kann mich auch nicht aufhalten! Ich war also guter Dinge, habe Mama, Papa und Johanna verrückt gemacht und Sachen suchen lassen, die schon längst im Koffer liegen. Ich denke vor allem die drei waren erleichtert, als wir endlich im Auto nach Frankfurt saßen.. Danke <3 für die Hilfe und es tut mir leid, dass das ganze Haus auf dem Kopf stand!

Am Flughafen trafen wir meine Mitreisenden, alle mit zig Koffern bepackt und in der Hoffnung, dass Air Namibia beim Wiegen des Handgepäcks nicht so genau hinschaut. Nach dem letzten traurigen Abschied von Mama, Papa und Johanna saßen wir dann endlich im Flieger und freuten uns auf zehn Stunden Flug..juhu!
Das war nun auch der erste Moment, bei dem ich mich richtig auf das Abenteuer freuen konnte. In der letzten Zeit in Deutschland ist so viel passiert und mir ist es sooo schwer gefallen, einfach wegzugehen von daheim und alle zurückzulassen :(
So war ich am nächsten Morgen glücklich, endlich namibischen Boden zu spüren!


Früh um halb 8 in Windhoek angekommen, alle todmüde, wollten wir einfach nur noch in unser Hostel. Auf der Taxifahrt dahin konnten wir die schöne Landschaft und deren unglaubliche Weite genießen.

Wir haben uns alle auf ein paar Tage mega Entspannung im Chameleon Hostel am Pool gefreut. Das haben wir uns einfach verdient, nachdem wir alles so super mit dem Visum ausgecheckt haben.

Die Tage in Windhoek waren super..

wir sind am Pool rumgekugelt..


..haben uns im Joe's Beer House einen ordentlichen Schmaus gegönnt - Kudu, Oryx, Zebra, Krokodil, Springbock - für zehn Euro. Nur was was ist, kann ich euch leider nicht erklären. War aber megaaa lecker!


..ich habe den anderen beim Feiern die Wichtigkeit von Grimassenbildern erläutert..


..es hat jeden Tag pünktlich um halb 4 geregnet. Mit wo viel Regen hab ich im halben Jahr Namibia gerechnet. Doch die Einheimischen waren froh, wobei sie das wertvolle Regenwasser etwas umsichtiger sammeln könnten. Aus der Regenrinne tropfen die Unmengen an Wasser einfach auf den Steinboden..


..ich hatte auch ein schönes Erlebnis mit den Hostel-Hunden. Ich lag tiefenentspannt in der Sonne, als der erste Hund direkt vor meiner Nase sein Geschäft verrichtete. Ok, das kann ja mal passieren, der Besitzer hat es auch sofort weggemacht. Eine halbe Minute später kommt der nächste Hund, schnuppert eine Runde und will sein Revier zurückerobern, indem er (wieder vor meiner Nase) draufpinkelt. Dann hats mir auch mal gereicht und ich will nur noch in den Pool, doch oh nein, wer kommt mir zuvor? Hund Nummer 1. Jawoll :) Dann doch lieber unter die Dusche - die beste Dusche meines Lebens. :)

.. und ein weiteres super Erlebnis hatten wir noch mit einem Dauer-Hostel-Bewohner. Er kam zu uns an den Tisch und hat uns erklärt, dass er unser Projekt für totalen Mist hält. In Namibia herrscht ein Deutschen-Praktikanten-Tourismus, jede Woche werden Busladungen von Deutschen hergekarrt, die meinen, sie können hier helfen. Verschiedene Farmen verletzen absichtlich Tiere, damit wieder Leute zum helfen kommen und ihr Geld da lassen. Genauso ist es seiner Meinung nach mit den Schulen. Auf unsere genauere Nachfrage kann er uns leider nicht antworten. Er wohnt nun schon seit einem Jahr hier, seine Frau ist Doktor der Nanotechnologie und verdient sehr viel Geld und er ignoriert die Probleme einfach. Es gibt so viele Probleme hier, wir wissen ja jetzt darüber Bescheid und wenn wir Kritik verstehen, können wir daran ja was ändern.
Da bleibt mir nur die Frage, ob es besser ist, in Namibia zu wohnen, auf Kosten seiner Frau im Hostel zu leben und sich früh um zehn das dritte Glas Rotwein zu gönnen und alle Probleme im Land zu ignorieren. Oder mit dem Willen in ein Land zu kommen, in dem es natürlich Probleme gibt, diese aber nicht auszublenden und versuchen zu helfen.
Also wer Lust hat, verrückte Vögel kennenzulernen, kommt alle ins Chameleon Hostel :)

Bis auf den "Schrecklichen" waren es echt ein paar super erste Tage in Windhoek und wir waren echt traurig, als wir uns von Juli und Kathi verabschieden mussten, die sich auf den Weg nach Omaruru machten, während Franzi, Jule und ich unsere Reise nach Swakopmund antraten.

Jetzt frühstücke ich erst einmal und dann kann ich euch über meine erste Woche in Swakopmund berichten. Hier habe ich auch schon alle möglichen Höhen und Tiefen erlebt!

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